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Sufigeschichte: |
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Und ich sagte:Fragnicht nach solch einem Ding! Wenn du wie
ich wirst, wirst du gewisslich es sehen; Verstand : ein
Esel, im Morast geblieben - Rumi, Annemarie Schimmel Seite:102 |
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alle Gedanken um Dich, Anderes nicht spricht die
Zunge Wenn ich nach Osten mich
wende, Wenn ich nach Westen mich
wende, Wenn ich nach oben mich wende, Wenn ich nach Unten mich
wende, Du bist, der allem den Ort
gibt, Du bist in allem das Ganze, Du bist mein Herz, mein Gewissen, Du bist der Rhythmus des
Atmens; Al Halladsch- O Leute, rettet mich vor Gott, Annemarie Schimmel Seite:121 Du bist ein Kind Gottes. Dich herunter zu spielen ist der Welt nicht dienlich. Scheu bringt keine Erleuchtung, so dass sich andere Leute in deiner Umgebung unsicher fühlen. Wir wurden geboren, um Gottes Ruhm zu offenbaren, der in uns wohnt. Nicht nur in einigen von uns: in jedem. Und während wir unser eigenes Licht leuchten lassen, geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn wir von unserer Angst befreit sind, wird unser Auftreten andere automatisch befreien. Nelson Mandela, Präsident Südafrikas, in seiner Antrittsrede Wenn du die Menschen beurteilst, hast du keine Zeit, sie zu lieben. Mutter Teresa, Ordensgründerin Unser Gott wohnt in uns. Und der einzige Weg, eins mit jenem Gott zu werden, besteht darin, dass wir eins mit unserem wahren Selbst werden. Maurice Blondel, Philosoph Die Fledermaus verlangt nach
Sonne nicht, Saadi, persischer Dichter [13. Jh.] Husain ibn Mansur Al-Halladsch geb. 858
Al-Baida [Iran], gest. 922 Bagdad [Iran] Al-Halladsch war ein eigenwilliger und unabhängiger Geist, der in mehrfacher Hinsicht gegen die zu seiner Zeit gängigen Ansichten und Verhaltensnormen verstieß. Durch exzentrisches Benehmen und angreifbare Äußerungen machte er sich bei den politischen und religiösen Autoritäten verdächtig. Seine Worte zeigen, dass er über die eng gefassten Glaubensmeinungen der Orthodoxie weit hinausgelangt ist. Besonderen Anstoß erregte er mit der Preisgabe seiner mystischen Erfahrungen, die von Menschen ohne solche Erlebnisse missgedeutet werden konnten und missgedeutet werden mussten. Halladschs absolute Gottesliebe und seine Lehre von der liebenden Einigung des geschaffenen menschlichen und des ungeschaffenen göttlichen Geistes, die der Mensch in seltenen Augenblicken der Extase erfahren kann, erschien den Theologen und Gelehrten unerlaubt, ja unmöglich. Hinzu kamen Berichte über angebliche Wundertaten. 912 wurde Halladsch verhaftet und 922 trotz der Fürsprache hochgestellter Persönlichkeiten zum Tode verurteilt. Das Urteil nahm er ungerührt entgegen, auf dem Wege zur Richtstätte lachte er und tanzte in seinen Fesseln. Fariduddin 'Attar gibt die folgende Beschreibung von der Hinrichtung: »Sie sahen
viele Wunder, die er bewirkte. Geschwätz ging um, und seine Reden
wurden dem Kalifen hinterbracht. Schließlich war man sich darüber
einig, dass er sterben müsse. Annemarie Schimmel, O Leute, rettet mich vor Gott!, Herder Husain ibn Mansur
al-Halladsch ist zweifellos der berühmteste aller frühislamischen
Mystiker. Sein Ausspruch ana' l-haqq, "Ich bin die absolute Wahrheit",
oder, wie meist übersetzt, "Ich bin Gott", ist bis heute
immer wieder kritisiert oder von Vertretern der Einheitsmystik zu ihrem
Motto erhoben worden. Der in Süd-Iran geborene Halladsch lebte
für eine Zeitlang bei dem Mystiker Sahl at-Tustari, ging aber dann
nach Bagdad. Pilgerfahrten, die er mit übersteigerter Askese ausführte,
und Reisen, die ihn bis Zentralasien und Indien führten, erregten
seine Sufi-Kollegen ebenso wie die seltsamen Briefe, die er aus aller
Welt erhielt. Seine Auffassung, daß gewisse religiöse Pflichten
durch andere, "nützlichere" Taten ersetzt werden könnten,
und seine auf völlige Verinnerlichung gerichtete leidenschaftliche
Frömmigkeit machten ihn in den Augen der Frommen wie der Regierung
suspekt, und 913 wurde er eingekerkert, am 26. März 922 grausam
hingerichtet. Halladsch ist als der Märtyrer der mystischen Liebe in die Geschichte eingegangen, und sein Schicksal - interpretiert als das eines liebenden Freiheitshelden, der vom Establishment getötet wird - ist noch immer ein Modell für solche, die für ihre Ideale alle Quallen auf sich nehmen und Erfüllung im Opfertod finden. Halladschs Gestalt, die in mannigfachen Aspekten in der islamischen Mystik erscheint, ist in jahrzehntelanger Arbeit von Louis Massignon in den rechten Rahmen gestellt worden; dank seiner Studien erscheint der Märtyrer-Mystiker nicht mehr als "Pantheist, der in unglaublicher Kühnheit den Schleier vom Pantheismus aufhob", wie Tholuck 1821 schrieb. Er hat an der Transzendenz Gottes festgehalten, doch erfahren, daß der ungeschaffene göttliche Geist in Momenten der Ekstase sich dem geschaffenen menschlichen Geiste vereinen kann und dann durch ihn spricht. Er hinterließ zarte Gedichte, Fragmente eines Korankommentars, Riwayat, Berichte, die durch himmlische Autoritäten gestützt werden, und das im Kerker verfaßte Kitab at-tawasin. Aus: Annemarie Schimmel Gärten der Erkenntnis. Das Buch der vierzig Sufi-Meister. Eugen Diederichs Verlag 1985 (2. Auflage) Ein Liebender sein
heißt alle Sorgen hinter sich Als er gefragt wurde,
Abu-Sa'id-i Abu'l-Khair Hunderte von Dingen magst du ausprobieren, doch Liebe allein wird dich von dir selbst erlösen. So fliehe nie vor der Liebe, nicht einmal vor der Liebe in irdischer Gestalt, denn sie ist Vorbereitung auf die höchste Wahrheit. Alles, was nicht Eins ist,
leidet Jami Viele Menschen werden am Jüngsten Tage als Märtyrer auferstehen, weil sie um Deinetwillen getötet worden sind, und ich werde auch als solch ein Märtyrer auf- erstehen, denn ich bin von dem Schwerte der Sehnsucht nach Dir getötet worden. Abu'l-Hasan Charaqani Wenn man mir
Ich rief meine
Anfangs bildete ich mir ein, ich gedächte seiner und kennte ihn und liebte ihn und suchte ihn. Am Ende aber sah ich, dass er meiner eher gedacht hatte als ich seiner, dass seine Kenntnis meiner Erkenntnis vorausging, dass seine Liebe früher war als meine, und dass er mich gesucht hatte, bevor ich ihn suchte.
Als ich den Zustand von Nähe zu Ihm erreichte, sagte Er: "Was begehrst du?" Ich erwiderte: "Ich begehre Dich!" Er antwortete: "Solange in dir auch nur das kleinste Stückchen Bayezid-Sein bestehen bleibt, kann dein Wunsch nicht erfüllt werden. Bayezid Bistami Wenn du lernst, dich zu verlieren, Ansari Eines Tages saß Sultan Mahmud im Audienzsaal. Ein Mann kam und trat mit einer Schale Salz in der Hand mitten in den Kreis der zur Audienz Versammelten und rief: "Wer kauft Salz?" So etwas hatte Mahmud noch nie erlebt. Er ließ ihn festnehmen, und als er wieder allein war, ließ er ihn kommen und fragte ihn: "Was war denn das für eine Frechheit, die du dir da erlaubt hast, und war denn der Audienzsaal des Mahmud etwa der rechte Ort, Salzverkauf auszurufen?" Er erwiderte: "Edler Herr! Ich habe etwas mit Ayaz [höfischer Sklave und Liebling Sultan Mahmuds, Anm.], das Salz war nur ein Vorwand." Mahmud sagte: "Du Bettler! Wer bist denn du, dass du mit Mahmud die Hand in die gleiche Schüssel tauchst? Ich habe siebenhundert Elefanten, eine ganze Welt voll Güter und ein Reich, und du hast nicht einmal das Brot über Nacht!" Er antwortete: "Erzähle keine lange Geschichte! Alles, was du besitzt und genannt hast, ist Ausstattung des Vereintseins, nicht Ausstattung der Liebe. Die Ausstattung der Liebe ist ein geschmortes Herz, und das habe ich in vollkommener Weise und so, wie die Sache es erfordert. Ja noch mehr, Mahmud! Mein Herz ist frei davon, dass es Raum für siebenhundert Elefanten böte. So viele Länder aufzuzählen und zu verwalten, nützt nichts. Ich habe ein leeres Herz, das nach Ayaz brennt, Mahmud. Kennst du das Geheimnis dieses Salzes? Im Topf deiner Liebe fehlt das Salz der Selbstentäußerung und Erniedrigung, denn du bist gar gewaltherrlich, und das ist keine Eigenschaft der Liebe. Mahmud, all das, was du aufgezählt hast, ist Ausstattung des Vereintseins, die Liebe aber hat überhaupt keine Eigenschaft vom Vereintsein. Wenn das Vereintsein an der Reihe ist, dann hat eben Ayaz die Ausstattung des Vereintseins in vollkommenem Maß. Mahmud, diese siebenhundert Elefanten und dieses ganze Reich von Sind und Indien – sind sie denn ohne Ayaz etwas wert, oder können sie etwa Ersatz sein für ein einziges Haar seiner Locke?" Er antwortete: "Nein." Er fragte weiter: "Ist mit ihm in einem Badeheizraum oder in einem finsteren Zimmer der Garten Eden?" Er antwortete: "Ja." Er fragte: "Und ist das Vereintsein vollkommen?" Er antwortete: "Ja." Er sprach: "Dann ist also all das, was du aufgezählt hast, nicht einmal Ausstattung für das Vereintsein, weil der Liebende keine Ausstattung für das Vereintsein haben kann, sondern diese in den Wunderzeichen der Schönheit besteht. Hieraus ersiehst du, dass die Liebe keinerlei Eigenschaft von Vereintsein und von Trennung hat und der Liebende nichts von der Ausrüstung des Vereintseins kennt, noch kennen kann. Die Ausrüstung des Vereintseins ist das Sein des Geliebten, die Ausrüstung für die Trennung das Sein des Liebenden, die Liebe aber braucht keines von beiden. Wenn die Gunst der Zeit dazu verhilft, wird dieses Sein zur Opfergabe für jenes Sein. Das ist vollkommenes Vereintsein." Gazzali Mein Leib In den Anfängen pflegte Schebli dem, der den Namen seines Geliebten aussprach, ein Zuckerstück in den Mund zu tun. Als er die höchste Stufe erreicht hatte, nahm er einen Stein und warf nach dem, der den Namen des Geliebten aussprach. Man fragte ihn: "Schebli, was ist mir dir geschehen? Was bedeutete früher deine Huld und nun deine Härte?" Er antwortete: "Damals lebte ich in der Trennung, mein Ohr wurde vom Hören Seines Namens liebkost; nun bin ich ganz bei Ihm, und Sein Name ist jetzt Mühsal und Schrecken! Schebli Ihr Geist ist durch die höchsten Himmel gewandert, bis er zuletzt in den Gärten der Gesegneten ruht, und sie tauchen ein in den Fluss des Lebens. Sie haben die Schleusen des Kummers versiegelt und die Brücken der Begierde überschritten; sie sind da stehen geblieben, wo die irdische Kenntnis aufhört, und haben vom Wasser der wahren Weisheit getrunken, und sie betraten das Boot des göttlichen Überflusses und segeln im Wind der Seligkeit auf dem Meer des Friedens, bis sie erreichen die Gärten der Stille und den Ort der Glorie und der Gnade. Dhu'n-Nun Es war einmal ein
König, der eines Tages, Liebe ist ein Feuer, das, wenn es ins Herz fällt, alles, was es im Herzen findet, verbrennt, so weit, dass es sogar die Gestalt des Geliebten aus dem Herzen auswischt. Madschnun war wohl in diesem Feuer. Man sagte zu ihm: "Laila ist gekommen!" Er sagte: "Ich selbst bin Laila." Er steckte den Kopf in das Hemd der Losgelöstheit. Laila sagte: "Hebe den Kopf hoch, denn ich bin Deine Geliebte und das, was Du ersehnst! Blick endlich doch – warum bleibst Du zurück?" Madschnun sagte: "Hebe Dich fort von mir, denn die Liebe zu Dir hat mich von Dir abgelenkt. Einst war ich froh, wenn ich Dich nur erblickte – jetzt kann vor Liebe ich Dich nicht ertragen! Erglänzen vom Wein die
Pokale?
Auf dem Markt, im Kloster
– überall sah ich nichts als ihn allein! Baba Kuhi Wenn uns die Menschen
mit gewohnter Sprache fragen, Wenn Du den Baum
meines Daseins grünen und Frucht bringen lässt, so stehe ich
grünend vor Dir. Doch wenn Du ihn hast ausdörren lassen, so
stehe ich in Nachlässigkeit vor Dir, dürr, und ohne Anteil
am Licht. Besitze ich denn irgend etwas, was nicht Du mir gegeben hättest? Viel köstlicher
als aller Ruhm der Erde |
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Khaniqahi Nimatullahi - Khaniqahi Nimatullahi Publication - Sufi Journal - Centers | ||||||
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